Historisches

Über Sylt, den Walfang und die Seefahrt


 

Der denkmalgeschützte Teunishof, ist seit über zweihundert Jahren im Besitz unserer Familie. Der Teunishof wurde 1786 von dem Kapitän Jens-Jacob Teunis, einem direkten Vorfahren, der heutigen Eigentümerin, erbaut.

 

Diese Vorfahren waren in mehreren Generationen Seefahrer und Bauern und sehr erfolgreiche Walfänger, in der Grönlandfahrt. Die Kapitäne Teunis gehörten zu den bekanntesten und erfolgreichsten Walfängern der Insel Sylt. In mehreren Generationen fuhren die Väter als Kapitäne und die Söhne schon im Alter, von erst 7-13 Jahren, als Schiffsjungen auf den väterlichen Schiffen zur See und lernten Walfang und Schiffsführung. Unterricht im Lesen und Schreiben, in Religion und vor allem in der Schiffskunde, Seemannschaft, Mathematik und Navigation, erteilte der Steuermann, oder der Vater selbst. Dieses Fachwissen schmiedete ein Monopol an Schiffsführern, die durch ihre Erfahrung und Verlässlichkeit bei Reedern im Norden sehr gefragt waren.

 

Walfang und Robbenschlag im nordatlantischen Polarmeer war ein lebensgefährlicher Job und viele Schiffe kamen auch vom Fang nicht wieder zurück. Packeis, Stürme, Navigationsfehler und der Kampf mit den Walen, konnte den Verlust der Schiffe, des Fangs und das Lebens der gesamten Mannschaft kosten, meistens erfuhren die Daheim-gebliebenen den Verlust und den Tod ihrer Männer, Väter und Brüder, erst, wenn diese bis Ende der Fangsaison nicht wieder zurückkamen.

 

Das Leben auf den Inseln war arm, man lebte damals vom eigenen, kargen Acker, dem Tagelohn und vom Fischfang. Viele Inselfriesen waren gezwungen, zur See zu fahren. Seefahrt in der Arktis geschah aus Not, nicht aus Romantik und Sehnsucht nach fernen Ländern. Dies geschah, um der Armut und dem Hunger zu entgehen, auch zogen viele Insulaner aufs Festland, oder wanderten aus. Tourismus gab es damals nicht, die Anreise war zu lang und die Inseln hatten nichts zu bieten.

 

Alles, was man zum Leben brauchte, mußte selbst hergestellt werden, aufwendig mit Schiffen auf die Insel gebracht werden, oder es wurde durch Schiffsbruch angeschwemmt. Dafür betete sogar der Pfarrer mit seiner Gemeinde, dass der Allmächtige, in seiner Güte, ein Schiff an dieser Küste zu Bruch gehen ließe.

 

Der Walfang im 17ten, 18ten und 19ten Jahrhundert brach wie ein Boom über die Inseln herein und brachte zum ersten Mal Wohlstand auf die Insel. Die Welt brauchte den Tran, die wertvollen Öle der Wale, als Lampenöl und Rohstoff für die Herstellung v. Parfüm (Ambra). Der Anfang der Industrialisierung geschah mit Waltran, als Schmierstoff für die ersten Maschinen, lange vor der Nutzung des Erdöls.

 

Jedes Jahr, am 21.Februar, zur  Biike,  ( Verabschiedung der Seeleute, Abbrennen von großen Feuern entlang der Westküste, auch als Navigationshilfe) sammelten kleine Segelschiffe, Schmackschiffe, die Besatzungen der Walfangschiffe auf den Inseln ein und brachten sie zu den Walfangschiffen in die großen Häfen Hamburg, Altona, oder Amsterdam. Von dort segelten sie zum Walfang und zum Robbenschlag ins polare Eismeer. Die Frauen blieben auf den Inseln und bewirtschafteten die Höfe, ohne die Hilfe ihrer Männer. Das brachte diesen Friesinnen den Ruf ein, selbständig, stark, stolz und unabhängig zu sein.

 

Da die Seeleute der Familie Teunis einen Ruf hatten, fleißig, verlässlich, erfolgreich und gottesfürchtig zu sein, vertrauten Schiffseigner den Kapitänen Teunis und ihren Mannschaften ihre wertvollen Schiffe und die Ausrüstung für die riskante Fahrt ins Polarmeer an. Sie hofften, dass diese erfolgreich von der Jagd auf den Wal mit vielen Fässern Öl zurückkehren würden. Alle Mann waren am Fang beteiligt. Der Anteil der Kapitäne war besonders hoch, so dass diese zu Wohlstand kamen. Mit diesem Wohlstand bauten sie ihre Höfe aus. Sie brachten Möbel, schönen Hausrat und Delfter Fliesen aus Übersee und Holland auf die Inseln, mit denen sie ihre Häuser schmückten. Heute findet man diese maritime, friesische Kultur noch in den alten reetgedeckten Friesenhäusern mit ihren schönen Haustüren und den Delfter Fliesen in den Stuben.

 

Der Teunishof mit seiner bekannten, friesischen Prachttür, gehörte, neben den schönen Keitumer Kapitänshäusern und Höfen, mit zu den schönsten Höfen auf der Insel. Er wurde 1825 durch einen Besuch des Dänischen Königs Frederik VI geehrt, der als Landesherr  seine Provinz und die Insel Sylt besuchte und auf unserem Hof  logierte.

 

Die geschnitzten Kronensymbole der Eingangstür in den dänischen Farben rot-weiß, zeugen noch heute von diesem Ereignis ( Schleswig-Holstein war damals dänische, später, nach 1864 eine preußische, Provinz.)

 

Später, nach der Reichsgründung 1870-71 wurde in einer Großdokumentation über alle deutschen Bauernhöfe und ihre unterschiedlichen, landestypischen Bauweisen und Kulturen, auch dieser Hof erwähnt, Name des Werkes „ Das Bauernhaus im Deutschen Reich“.Hier wurden alle typischen Bauernhausstile aufgenommen,dargestellt und beschrieben, z.B. von den Bayrischen-, Schlesischen-, Niedersächsischen-, bis zu den friesischen Bauernhäuser an der Westküste Schleswig-Holsteins. In dieser Dokumentation wird auch der Teunishof, damals „Hof Bundis“, als Beispiel für einen typischen Hof auf den Nordfriesischen Inseln, erwähnt.

 

Seit langem ist der Teunishof kein landwirtschaftlicher Produktionsbetrieb mehr. Das Land wurde, durch Erbfolge, in der Familie aufgeteilt und neu besiedelt. Viele Teunis/Bundis Nachkommen lebten, nach Ende des Walfangs, noch weiter von der christlichen Seefahrt (Handelschifffahrt), oder gingen später Zivilberufen auf dem Festland nach. Sie blieben dem Hof aber, bis heute, treu.

 

1862 heiratete die letzte Teunis, Caroline Maria, als Witwe, einen Kapitän Rink Hans Bundis. Heute, nach 4 Generationen Bundis, gehört der Teunishof Maren Bundis-Arndt und ihrem Ehemann Ulrich Arndt.

 

In den Jahren 2008 bis 2016 wurde der Teunishof modernisiert, restauriert und erhielt einen modernen Wohnhaus-Anbau in der Anmutung des ehemaligen Stallgebäudes.

 

Die Modernisierung als Wohnhaus mit vier unterschiedlich, großen Hausteilen, die vermietet werden sollen, ist dem großen Aufwand der Modernisierung und  der wirtschaftlichen Nutzung geschuldet.

 

In einer Hälfte des alten Wohnhauses wohnen die heutigen Eigentümer. Die anderen Haushälften sollen dauerhaft vermietet werden.